Kreativ, vielseitig, jung – zehn Jahre youngcaritas im Bistum Münster

Veröffentlicht am: 

06

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2024

Dankeschön von der Caritas für das Bistum Münster für die Seniorenschule Eule (von links): Stefanie Ahlers, Lehrerin an der Fürstenbergschule, Christine Riehthues von der youngcaritas im Tecklenburger Land und Lena Dirksmeier aus dem Bereich Engagement und Kirche des Diözesancaritasverbands. Fotos: Michael Bönte / Caritas für das Bistum Münster

Pressemitteilung: Michael Bönte / Caritas für das Bistum Münster

Die youngcaritas im Bistum Münster ist ihren Kinderschuhen entwachsen. Nach zehn Jahren können die Initiatoren und Engagierten vor Ort bereits auf eine Erfolgsgeschichte schauen.

Bistum Münster (cpm). In Raum 06 der bischöflichen Fürstenbergschule in Recke steht Technik-Unterricht an. Mit spannender Rollenverteilung: Als Lehrkräfte sind heute Schülerinnen und Schüler im Einsatz – die Schulbänke drücken Senioren. Es geht um die richtige Bedienung von Laptops. Edeltraut Strotmann ist 75 Jahre alt und eine gute Zuhörerin, als es um das sichere Speichern von Daten geht. Nicht weniger geduldig sind die 15-jährigen Simon Kleymeier und Marius Kollenberg, die sie und die anderen Senioren-Schüler mitnehmen in eine Welt, die für viele im fortgeschrittenen Alter eine große Herausforderung bedeutet.


Die Seniorenschule Eule hat wie jeden Freitag in der siebten und achten Stunde eingeladen, um den besonderen Schülern die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Fremdsprachen zu verbessern, Internet- und Handy-Nutzung zu lernen oder am Gedächtnis-Training teilzunehmen. Mehrere Klassenräume sind gerade mit 50 Senioren und 21 Schüler-Lehrern belegt. „Ich bin schon viele Jahre dabei und habe verschiedene Kurse genutzt – auch das Technik-Angebot“, sagt Edeltraut Strotmann. „Als meine Enkel ins Studium gingen, konnte ich noch nicht skypen.“ Sie hörte vom Angebot in der Fürstenbergschule und meldete sich sofort an. „Heute kann ich meine Enkel sehen, wenn wir per Internet Kontakt aufnehmen.“


Das Angebot ist ein Erfolgsmodell. Und damit ein Paradebeispiel für die vielen weiteren Projekte der youngcaritas für das Bistum Münster. Die feiert in diesen Tagen ihr zehnjähriges Bestehen. An sechs Standorten startete sie damals. „Mit dem Ziel, junge Menschen für das Anliegen der Caritas zu gewinnen, Mitwirkungs- und Aktionsmöglichkeiten für sie zu schaffen sowie Lernerfahrungen in unterschiedlichen sozialen Bereichen zu ermöglichen“, sagt die Referentin für youngcaritas für das Bistum Münster, Monja Schmidle. „Es sollte eine Plattform entstehen, auf der sie sich freiwillig, niederschwellig, selbstbestimmt und kreativ in sozialen Aktionen engagieren können.“


Mit Blick auf die vielen Projekte und Initiativen der vergangenen Jahre scheint dies ohne Zweifel gelungen. Mittlerweile auf 16 Standorte angewachsen, wurden im Bistum Holzbänke als „Plätze für Toleranz“ in verschiedenen Einrichtungen gebaut, Kleidertauschpartys organisiert, Obdachlosen-Hilfen wie „Warm durch die Nacht“oder Smartphone-Sprechstunden für Senioren angeboten. „Der Einfallsreichtum von youngcaritas hat da kaum Grenzen“, sagt Schmidle. Die thematische Vielfalt ebenfalls nicht: „Es geht um das Klima, Armut, politische Bildung, Medienkompetenz, sozial Benachteiligte, Menschen mit Krankheiten und Behinderungen…“ Der Diözesancaritasverband unterstützt dabei mit Bildungsangeboten, Vernetzungsmöglichkeiten oder konzeptionellen Hilfen.


Zum Jubiläum reiste eine Delegation aus Münster zu einzelnen Projekten vor Ort, um sich bei den Engagierten und Organisatoren zu bedanken. So auch nach Recke, wo sie noch einmal einen tiefen Einblick in das langjährige Angebot bekam. „Das passt genau in das Profil der Caritas“, sagte etwa Christine Riehthues von der youngcaritas im Tecklenburger Land. „Die Jugend steht im Fokus, die Senioren werden in den Blick genommen und der Mehrwert für die Gesellschaft kommt dazu.“ Auch Stefanie Ahlers, Lehrerin an der Fürstenbergschule, sah vielfache Vorteile für alle Beteiligten: „Die Schüler-Lehrer verbessern ihre Rhetorik, nehmen andere Rollen und Perspektiven ein und können ihr Selbstbewusstsein stärken – auf der anderen Seite können die Seniorenschüler ohne Leistungsdruck lernen, finden Kontakt zu jungen Generation und Mut, noch einmal die Schulbank zu drücken.“


Wie bereichernd die zwei zusätzlichen Schulstunden am Freitagnachmittag sind, können auch die Schüler bestätigen. „Der Rollentausch ist schon spannend“, sagt Simon Kleymeier. „Da müssen mal die anderen zuhören – was sie übrigens richtig gut können.“ Marius Kollenberg freut sich über jeden Erfolg, nicht nur bei der Vermittlung des Unterrichtsstoffs, sondern auch bei der Atmosphäre im Klassenraum. „Natürlich ist es schön, wenn sie endlich die Funktion von Google verstanden haben – wenn sie daran aber auch noch Freude haben, ist es doppelt so schön."